Lustige Übelsetzungen: Vergewaltigungen auf der Speisekarte
Da war sie. Unglaublich brutal. Absolut unerwartet. Die Vergewaltigung. Aber nicht im Verborgenen. Nein, in aller Öffentlichkeit. Schamlos. Ohne jegliches Schuldbewusstsein. Einfach so. Auf der Speisekarte. In einem Restaurant auf Mallorca in dem wir eingekehrt waren. Dreist und unverfroren wurde sie dort angeboten.
“Frisch Vergewaltigung”. Mit marktfrischen Beilagen.
Und das zum läppischen Preis von € 29,00!
Es gab große Augen. Ein verwundertes Umschauen. Kopfschütteln. Ungläubige Blicke in die Runde. Schnell wird klar, dass es sich um ein Missverständnis handeln muss, aber wie zum Kuckuck kommt man bei einer Speise auf eine Vergewaltigung? Denn es muss sich ja um eine Speise handeln, sonst würde das Gericht ja nicht auf der Speisekarte stehen.
Auf jeden Fall war für Gesprächsstoff während der Mahlzeit gesorgt und meine Aufgabe war natürlich klar. Aufzuklären wie eine Vergewaltigung auf die Speisekarte kommt.
Die Lösung des Rätsels war nicht einfach. Sie erfordert nämlich Sprachkompetenzen in drei Sprachen und zwar Spanisch, Englisch und Deutsch.
Schritt 1 – Spanisch:
Bei der Vergewaltigung handelt es sich um ein Fischgericht. “Rape” ist der spanische Begriff für “Seeteufel”.
Schritt 2 – Englisch:
“Rape” ist der englische Begriff für “Vergewaltigung”.
Schritt 3 – die falsche Sprachauswahl bei der online Übersetzungshilfe:
Wer auch immer für diese “kriminelle” Übelsetzung verantwortlich ist, hat anscheinend Englisch mit Spanisch beim Gebrauch der online Übersetzungshilfe verwechselt.
Gibt man nämlich “rape” bei LEO.org ein, ohne dabei Spanisch als Ursprungssprache zu wählen, dann greift die englische Standardeinstellung bei LEO. und die übersetzt “rape” als “Vergewaltigung”.
So wurde aus dem unschuldigen Seeteufel die ruchlose Vergewaltigung.
Dem Verbrechen auf der Spur…
Im nächsten Artikel: “Blaue Schnur mit Sahne”