Hüte dich vor Falschen Freunden: Mit viel Glück in der Fahrschule vorspulen

Patricia Hinsen-Rind
6. September 2017
Hüte dich vor Falschen Freunden: Mit viel Glück in der Fahrschule vorspulen

Neulich an der Tankstelle gesehen: Die Fahrschule die schnell vor spult. Der Name dieser Fahrschule ist nämlich “Fast Forward Fahrschule”. Wieder ein entzückendes Beispiel einer “Übelsetzung Marke Eigenbau” die meint, eine deutsche Begrifflichkeit in einer englischen Bezeichnung wieder zu finden – und dabei komplett falsch liegt.

Mit “fast forward” meint die Fahrschule natürlich das schnelle Vorankommen, d. h. schneller zum ersehnten Führerschein. Das steht ja auch im Slogan (“Schnell vorwärts zum Führerschein”).

Leider hat aber der englische Begriff “fast forward” eine ganz andere Bedeutung. Er bedeutet nämlich nicht, wie von der Fahrschule angenommen “schnell vorwärts kommen”, sondern schnell vorspulen.

Ursprünglich stammt er aus der Zeit der Tonbänder, wurde auf Kassetten übertragen und bleibt als Begrifflichkeit für jegliche Art von Video oder Audiomedium, sei es CD, DVD, Blue Ray oder Datei. Er wird auch in Bezug auf unangenehme oder langweilige Lebenssituationen angewendet von denen man sich wünscht, dass sie schnell vorbei sind. “Can we just fast forward through this” wäre ein Beispiel für diese Anwendung.

Natürlich wäre diese Anwendung auch bei der Fahrprüfung passend, der sehnliche Wunsch, dass diese schnell vorbei sein möge ist durchaus verständlich.

Zum Thema Fahrschulen mit Namen aus der “übelsetzerischen Schöpfung” findet sich ein weiteres bezauberndes Beispiel, nämlich die “Lucky Drive Fahrschule”.

Ähnlich wie ihre Mitbewerberin die schnell vor spult, hat diese Fahrschule den Begriff “Glück” für sich in Anspruch genommen. Vorstellbar ist, dass sich die “Lucky Drive Fahrschule” als Fahrschule der glücklichen Fahrschüler sieht, oder als die Fahrschule der Glücklichen, die den ersehnten Führerschein endlich erworben haben. Nur dass diese Übelsetzung ebenfalls ihr Ziel verfehlt. Und das mehrfach!

“Glück”, “Glück haben”, “glücklich sein” wird im Englischen auf verschiedenste Weise ausgedrückt und ist mit Vorsicht zu übersetzen.

Eine Möglichkeit, “Glück” zu übersetzen ist “luck”. “Luck” bzw. das Adjektiv “lucky” bedeutet aber “Glück zu haben”, wie zum Beispiel in der Vermeidung eines Autounfalls (he was lucky to avoid a car accident). Oder Glück im Kartenspiel zu haben (he’s lucky at cards).

Hier und da findet man “Lucky” auch als Teil eines Spitznamens, wie zum Beispiel bei dem berühmten Mafia Capo “Lucky Luciano”. Obwohl die Übersetzung “der glückliche Luciano” hier nahe liegt, ist eine passendere Übersetzung, welche die wirkliche Bedeutung von “Lucky” erfasst, “Glück gehabt Luciano”. Der Spitzname “Lucky” kam nämlich durch Herrn Lucianos Überleben einer Attacke, die eigentlich einen tödlichen Ausgang für ihn hätte nehmen sollen. Er hatte aber “Glück gehabt” und hat überlebt, daher “Lucky”.

“Luck” oder “lucky” haben also nichts mit “glücklich sein” zu tun. Um dieses Gefühl auszudrücken, verwendet man das Wort “Happiness” bzw. das Adjektiv “happy”. Dabei spielt “luck” nur eine Rolle wenn man Glück hatte, die Prüfung überhaupt zu bestehen. “I’m so happy to have passed my driving test” kontra “I was lucky to have passed my driving test”.

Das Wort “drive” bedeutet in der Tat “fahren”, würde aber im richtigen englischen Sprachgebrauch niemals auf diese Weise mit “lucky” kombiniert. Diese Kombination ist absolut unsinnig und bedeutet im übertragenen Sinn mehr oder weniger “Glück beim Fahren haben – d. h. froh sein, dass nichts passiert ist”. In keinem Fall bedeutet es das, was die deutsche Sprachschule damit aussagen wollte, nämlich “glückliches Fahren”.

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